Wohin führt die Reise?

Die Geschichte der Missionsgesellschaft Bethlehem ist reichhaltig, bunt, teils mutig, oft bemerkenswert, wiederholt pionierhaft – und vor allem geprägt vom Engagement und vom Glauben ihrer Mitglieder. Doch diese werden zusehends weniger.

Wer als Mitglied der Missionsgesellschaft Bethlehem beitritt, tut dies, weil er sich von Gott dazu berufen fühlt. Den Ruf Gottes für das missionarische Wirken hört hierzulande heutzutage nur noch selten jemand. In den letzten zwanzig Jahren zählte die SMB gerade einmal einen Neueintritt. Folglich steigt das Durchschnittsalter der Mitglieder stetig; derzeit liegt es bei rund 83 Jahren.

Viele Mitglieder sind für ihren Lebensabend nach Immensee zurückgekehrt. Jene, die in ihren Einsatzländern bleiben, üben dort zumeist nur noch eine missionarische Präsenz und vereinzelt seelsorgerische Arbeit aus.

Wie weiter mit der Missionsgesellschaft?

Unter den Mitgliedern gibt es heute zwei Tendenzen: Die einen plädieren für ein geordnetes Ende der SMB in naher Zeit. Derweil möchten sich die anderen die Option offenhalten, dass es früher oder später wieder eine Gruppe gibt, die, von der Bethlehem-Spiritualität geleitet, die Missionen reaktiviert. Kirchenrechtlich kann die SMB nach dem Heimgang des letzten Mitgliedes für hundert Jahre weiterbestehen.

Nichtsdestoweniger werden derweil weiterhin Anstrengungen unternommen, neue Mitglieder für die Missionsgesellschaft zu gewinnen. Doch die Anzahl jener Männer, die bereit sind, ihr Leben der Mission zu verschreiben und nach den evangelischen Räten – also Armut, Enthaltsamkeit und Gehorsam – zu leben, ist heute klein.

Die geplanten, weiteren Bauetappen: 2. Etappe bis 2025 (rot), 3. Etappe bis 2028 (grün), 4. Etappe bis 2030 (blau).

Ein Wohnbauprojekt als letzte Mission?

2013 legte das Generalkapitel den Grundstein für die vielleicht letzte Mission der SMB: das Wohnbauprojekt «Wohnen im Bethlehem». In insgesamt vier Etappen entsteht bis 2030 eine neue Siedlung auf dem Grundstück der Missionsgesellschaft in Immensee. Im Frühling 2021 hat sich die SMB mit dem Bezug der ersten vier Wohngebäude zu ihrem 100-jährigen Bestehen selbst beschenkt.

Der Abbruch hat begonnen, hier eine Aufnahme von März 2019. (Bild: Roger Harrison)
Das Fundament steht im Juli 2019. (Bild: Roger Harrison)
Die Gebäude wachsen in die Höhe, aufgenommen Ende Oktober 2020. (Bild: Roger Harrison)
Der markante, 1959 vom Zürcher Architekten Otto Glaus geschaffene Innenhof bildet das Herzstück der neuen Siedlung «Im Bethlehem». (Bild: Roger Harrison)
Bepflanzung des Bethlehemhofes im April 2021, kurz vor Fertigstellung der 1. Etappe. (Bild: Roger Harrison)

Miteinander leben und füreinander da sein – statt nur nebeneinander wohnen: Das ist die Philosophie der Mehrgenerationensiedlung «Im Bethlehem». Diese soll eine gewisse Sichtbarkeit der Missionsgesellschaft nach aussen schaffen und erhalten, selbst dann, wenn die SMB dereinst nicht mehr bestehen sollte. In der Siedlung werden die Idee und die Philosophie der Missionsgesellschaft weiterleben und sich weiterentwickeln.

In die ersten 51 Wohnungen zogen Familien, Paare, junge Erwachsene, Alleinstehende, Senioren und Mitglieder der SMB. Ein bunter Mix durch alle Alters- und Gesellschaftsschichten hindurch bewohnt und belebt das neue Quartier in einem gemeinschaftlichen, respektvollen Miteinander. Sie sind die Pioniere einer neuen Gemeinschaft – wie einst die Missionare im Ausland.

Für die selbst betitelte Pioniersiedlung der Missionsgesellschaft wurden ebensolche Mieter gesucht: ein Plakat im Herbst 2019 zur ersten Etappe von «Wohnen im Bethlehem» im Bahnhof Küssnacht. (Bild: Büro Nord)

Titelbild: Luftaufnahme der Siedlung Im Bethlehem von Juni 2022. (Bild: Gerry Pacher)