Pioniere im Fernen Osten

Drei Jahre nach Erhalt des päpstlichen Dekrets ziehen die ersten Missionare ins Ausland. Im fernen China gründen sie trotz schwierigen Voraussetzungen eine erfolgreiche Mission – bis das kommunistische Regime an die Macht gelangt.

1924 ziehen mit Paul Hugentobler, Gustav Schnetzler und Eugen Imhof die ersten drei Missionare von Immensee hinaus in die Welt. Ihr Ziel: China. Nachdem sie dort angekommen sind, überträgt 1925 die Pariser Mission (MEP) – sie ist seit dem 17. Jahrhundert vor Ort präsent – den Immenseer Missionaren die Provinz Heilongjiang, ein Gebiet ganz im Nordosten des Landes an der Grenze zu Russland, zwölfmal so gross wie die Schweiz.

Eugen Imhof (Mitte) mit einem Teil der SMB-Missionare in China. Vordere Reihe (von links): Matthäus Ruf, Gustav Schnetzler, Eugen Imhof, Franz Fröhling, Alois Schildknecht; hintere Reihe: Joachim Kaufmann, Friedrich Bossert, Gottlieb Raimann, Andreas Huser, Anton Jörg, Oskar Jäger, August Widmer. (ca. 1930, koloriert, Archiv SMB, FDC 118/4)

Die Missionare werden von den lokalen Christen mit offenen Armen empfangen und mit Grundstücken zur Errichtung von Missionsstationen ausgestattet. In der Provinzhauptstadt Qiqihar errichten sie ihre Hauptstation mit einem ersten Priesterseminar. Rasch ziehen weitere Priester aus Immensee in die weitläufige, abgelegene Gegend Asiens nach. 1927 folgen ihnen die ersten Ingenbohler Schwestern, mit denen sie während der Zeit in China eine enge, erfolgreiche Zusammenarbeit pflegen. 1928 gibt es bereits vierzehn Missionsstationen der SMB in China, später werden es zeitweise bis zu zwanzig Stationen und hundert Aussenposten sein.

Mit Pferd und Zweiradkarren durch die Kälte

Die Missionare müssen sich in der Provinz Heilongjiang mit schwierigen Bedingungen auseinandersetzen. In den Wintermonaten liegen die durchschnittlichen Tagestemperaturen bei minus zwanzig Grad Celsius und tiefer. Die Infrastruktur ist schlecht, für die Fortbewegung kommen Pferd und Zweiradkarren zum Einsatz. Immer wieder kämpfen die Missionare mit Krankheiten, teils mit tödlichem Ausgang. Aus Respekt nehmen die Immenseer die lokalen Ess-, Kleidungs- und Wohngewohnheiten an – weil sie deutlich grösser sind eine zusätzliche Herausforderung.

Drei SMB-Missionare hoch zu Ross in Qiqihar: Anton Jörg, Emil Weber und Ernst Manhart (von links). (koloriert, Aufnahmedatum unbekannt, Archiv SMB, FDC 118/220)
Eugen Imhof (1899–1934) unterrichtet chinesische Knaben in Latein, aufgenommen zwischen 1926 und 1934. (Archiv SMB, FDC 118/42)
Leo Herrmann feiert eine Messe mit Gefangenen eines Gefängnisses in Chaozhow in China. (koloriert, Archiv SMB, FDC 118/94)
Eugen Imhof (vorne links) mit einer Gruppe einheimischer Christen. (Ort und Aufnahmedatum unbekannt, koloriert, Archiv SMB, FDC 118/96)
Blick auf die Stadt Qiqihar mit der St.-Michaels-Kathedrale. (koloriertes Foto, Archiv SMB, FDC 118/147)
Reifenpanne eines SMB-Missionars (Name unbekannt) auf einem Feldweg. (koloriert, Archiv SMB, FDC 118/229)
Ingenbohler Schwestern und SMB-Missionare vor einem chinesischen Tempel, Ort und Aufnahmedatum unbekannt. (Archiv SMB, FDC 121/120)
Missionare auf dem zugefrorenen Nonni in Tschuäntaudse, mit dem SMB-Seminar im Hintergrund. (koloriert, Archiv SMB, FDC 118/86)

Allen Widrigkeiten zum Trotz entsteht eine sehr erfolgreiche Mission. Die Missionare bauen mehrere Bildungsstätten für einheimische Priester, Schwestern und Katecheten, Regionalhäuser, eine katholische Druckerei, einige bescheidenere Kirchengebäude sowie die eindrückliche Kathedrale in Qiqihar. Zu den Errungenschaften zählen zahlreiche Schulen in der ganzen Provinz. Insbesondere die Grundschulen der Missionsgesellschaft, die auch Nichtchristen offenstehen, geniessen einen guten Ruf und werden gar verschiedentlich ausgezeichnet. Derweil zeichnen sich die Ingenbohler Schwestern durch den Aufbau mehrerer Spitäler und Apotheken aus.

Verfolgung, Folterung und Ausweisung

Verfolgung, Folterung und AusweisungEugen Imhof kommt im März 1934 bei einem Attentat auf eine internationale Zugsverbindung in China ums Leben. Mit der Besetzung des Nordens Chinas im gleichen Jahr durch Japan beginnt das schleichende Ende der Mission. In den ersten Jahren unter japanischer Herrschaft kann man dank gutem Einvernehmen weiter erfolgreich missionieren, ab 1938 wendet sich das Blatt zusehends. 1940 besetzt das japanische Militär erste Gebäude der Mission, 1941 erfolgt eine Reisesperre. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges erobern die Russen die Region und übergeben später die Macht an die chinesische Armee.

Die Chinesen verfolgen die Immenseer Missionare und Ingenbohler Schwestern, überfallen ihre Stationen, nehmen sie gefangen. Viele von ihnen werden in Gefangenschaft gefoltert, als Spione und Reaktionäre taxiert und anschliessend zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Einzelne werden exekutiert oder sterben in Gefangenschaft. Derweil stossen achtzehn jüngere Bethlehem-Missionare zur Gruppe in China, erreichen die Provinz Heilongjiang aber nie und verbleiben im Raum Peking. Ab 1950 werden erste Missionare, mitunter durch Vermittlung des Schweizer Botschafters, aus dem Gefängnis entlassen und ausgewiesen. 1954 verlassen die letzten Missionare China.

Die Mission in Zahlen

Gründung 1925
Mitglieder aktuell (Stand 2022)
Mitglieder gesamt 49