Begegnungstag von SMB und BMI

Es ist eine Tradition, dass die Missionsgesellschaft Bethlehem SMB und die Mission Bethlehem (BMI) im Januar zu einem gemeinsamen Begegnungstag einladen.

05.02.2020

55 Personen nahmen teil am diesjährigen Begegnungstag der Missionsgesellschaft Bethlehem SMB und der Mission Bethlehem (BMI) teil, darunter 15 Mitglieder der SMB. Von den Gästen wurde sehr geschätzt, dass viele SMB-Mitglieder aus dem Missionshaus teilnahmen und in Begegnung und Austausch eintreten konnten. In diesem Jahr handelte der Begegnungstag über Religion und Spiritualität. Zu diesem Thema passte gut das Motto «Der Zufall ist das Inkognito Gottes» der Fotoausstellung, die Fritz Weber jeweils im Januar auf der Blumenbrücke zeigt. Für die musikalische Begleitung zum Einstieg und Ausklang sorgte Anita Baumgartner. Der Service im Missionshaus wurde von den Gästen sehr geschätzt.

Religion ist weltweit in aller Munde wegen der radikal-fundamentalistischen Gewalttätigkeiten. Der christliche Glaube in Europa hat das Problem, dass er nicht mehr in aller Munde ist. Zur «zeiterzwungenen Glaubenskrise» in Europa sprach am Vormittag der Schriftsteller und Theologe Fulbert Steffensky über den christlichen Glauben als Fragment. In der neueren Zeit sei vieles verloren gegangen, einiges unter Bedauern, anderes zur Erleichterung. Es sei anderseits auch vieles im Glauben neu geschenkt und somit ein Gewinn geworden.

Ein wichtiges Anliegen für Steffensky ist, dass die Spiritualität nicht der Beliebigkeit ausgesetzt wird. «Sie ist nicht die Delikatess-Ecke für religiöse Feinschmecker.» Sie braucht Traditionen, Grenzen und Formen, die nicht versklaven und die Seele ersticken, sondern dem Menschen Freiheit ermöglichen. «Ich meine eine Einfachheit, die uns wieder die erotische Zuwendung zum Leben ermöglicht.» Tradition ist eine Entlastung: «Ich muss nicht einsamer Autor meines Glaubens sein.» Wir sind mehr Tradition als wir glauben. Er zog ein Zitat des amerikanischen Journalisten Leon Wieseltier heran: «Ich platze vor Abstammung.» Für einen rechten Umgang mit der Spiritualität gab er fünfzehn Ratschläge.

Ein weiteres wichtiges Element der christlichen Spiritualität sieht Steffensky in der Brüderlichkeit. Es geht um den herrschaftsfreien Umgang unter Menschen und mit der Natur. Ohne Hunger nach Gerechtigkeit ist die Geistigkeit des Menschen nicht zu denken. «Hier liegt eines der Haupthindernisse dafür, Lebenssinn zu begreifen.» Er verweist auf das Alte Testament und das Evangelium Jesu vom Reich Gottes. Eine «Spiritualität des Handelns und der Solidarität» ist auch die Tradition von SMB und BMI, in der wir uns verorten.

In acht Gruppen wurden anschliessend eigene Erfahrungen und Anliegen ausgetauscht und anschliessend ins Plenum mit Fulbert Steffensky eingebracht. (Referat von Fulbert Steffensky)

Am Nachmittag sprach Josef Estermann, welche Rolle Religion und Spiritualität in der Vorbereitung der Fachpersonen für ihren Einsatz in der personellen Entwicklungszusammenarbeit spielen. Estermann ist Beauftragter für Grundlagen und Forschung bei Comundo. Es hatte in der Vergangenheit häufig Anfragen gegeben, wie es Comundo mit Religion und Spiritualität hält. Estermann berichtete zunächst über das Umdenken staatlicher Organe in der Schweiz und Deutschlands in ihrer Haltung gegenüber Religion. In früheren Jahrzehnten hatten sie Distanz gehalten, nunmehr erkennen sie, dass Religion eine Gestaltungskraft ist, sei es als Problem oder als Lösung von Problemen. Ausserdem kann man weltweit eine Renaissance von Religion und Spiritualität beobachten – schillernd zwischen Esoterik und Fundamentalismus.

Die Comundo-Fachpersonen müssen sich also gut auf Problematik, Chance und Zielsetzung der Begegnung mit Religionen vorbereiten. Einen besonders sensiblen Umgang erfordert dies in fundamentalistisch ausgerichteten Umfeldern. Das ist aber nur ein Teil der Vorbereitung und mehr der äusserliche. Es gehört sehr wesentlich dazu, – und das ist die Hauptaufgabe in der Vorbereitung – dass sich die Fachpersonen ihrer eigenen religiösen oder säkularen persönlichen Geschichte bewusst werden. Das bedeutet religiöse Biographiearbeit. Nur so kann ein verantwortungsbewusster Umgang mit der Religiosität in anderen Kulturen glaubwürdig sein. Der Comundo-Ansatz ist personelle Entwicklungsarbeit, also eine Arbeit von Personen zu Personen. Religion und Spiritualität sind dabei eine Ressource für die Einsatzleistenden. Für Comundo ist das auch deshalb besonders wichtig, weil viele Partnerorganisationen aus kirchlichen Strukturen erwachsen sind. (Hier das ausführliche Referat von Josef Estermann)

Der dritte und letzte Teil des Begegnungstages handelte von «Neuaufbrüchen und spürbarer Spiritualität». Rita Inderbitzin gab zunächst einige Beobachtungen aus ihrer Arbeit in der Bahnhofskirche Zürich. «Die Bahnhofskirche ist wie ein Mantel, der weit ist und wärmt.» Zu den «Äusserlichkeiten, die Innerlichkeit bewegen» erzählte sie zum Beispiel von einem Abendgebet, bei dem, hinter den sitzenden Betenden, eine Muslima auf einem Teppich teilnahm. Anschliessend lud Rita die Anwesenden ein, aus ihren Erfahrungen zu berichten. Dabei gab es berührende Zeugnisse, die zeigten, dass man im Hinhören auf Menschen oft selbst sehr viel gewinnt. Die Schönheit Gottes, von der Steffensky am Anfang des Tages sprach, klang in den vielfältigen Erfahrungen der Teilnehmerschar wieder auf. Stephan Kaiser moderierte diese Aussprache wie er es bereits am Vormittag nach den Ateliers getan hatte.

Der Begegnungstag hinterliess bei vielen einen sehr positiven Eindruck. Das zeigte sich in anhaltenden Gesprächen beim «Dessertbuffet à la Albin Keller» und zahlreichen Rückmeldungen in den Tagen danach.

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