Mit indigenen Menschen Gott entdecken

Magdalena Blaser war von 1976 bis 2013 in missionarischen Einsätzen in Kolumbien und Ecuador tätig, vor allem bei indigenen Völkern im Urwald und in Projekten der Missionsgesellschaft Bethlehem (SMB). Seit 1986 ist sie Mitglied der Gemeinschaft der Laienmissionarinnen (GLM). – In einem 80-seitigen Bericht lässt sie ihre persönliche Missionsgeschichte Revue passieren. Hier eine knappe Zusammenfassung.

Autor Peter Leumann – 30.09.2025

Am 13. Oktober 1976 flog Magdalena mit der legendären «Dreizehner-Gruppe» nach Bogotá, wo sie vom SMB-Regionaloberen in Kolumbien, Luis Alfonso Wolfisberg, empfangen wurden. Zusammen mit dem SMB-Priester Pablo Meier, dem Katecheten und Lehrer Rolf Sutter sowie der Sozialarbeiterin Veronika Grundner bildete sie eine Equipe und begann den Pastoraleinsatz in Ricaurte im Südwesten des Landes. Ihre Hauptaufgabe bestand im Aufbau eines Gesundheitssystems bei den Awá-Indígenas (Impfkampagnen, Gründung von Gemeinschaftsapotheken und eines Gesundheitspostens in Zusammenarbeit mit der Regierung, Ausbildung von Gesundheitspromotoren, vor allem auch von Frauen).

Magdalena Blaser im Urwald unterwegs zu den Awá-Indígenas.

Im Grenzgebiet zwischen Ecuador und Kolumbien

Nach vier Jahren wechselte Magdalena Blaser ihren Arbeitsort und kam 1981 nach Ecuador, ins Grenzgebiet am San-Juan-Fluss, in die Pfarrei Maldonado, in der der SMB-Priester Luis Alfonso Wolfisberg tätig war. In San Juan de Mayasquer fand sie ein neues Wirkungsgebiet, in dem Campesinos, Hochland-Indígenas, aber auch Awá lebten. Neben dem Gesundheitswesen engagierte sie sich in der Frauenförderung und in der Pastoralarbeit. Nach zwei Jahren, in denen sie erfolgreich einen Gesundheitsposten aufgebaut hatte, wechselte Magdalena für ein Jahr nach San Marcos, das sich im Awá-Gebiet im schwer zugänglichen Urwald befand. Hier lebte und wirkte sie in einfachsten Verhältnissen zusammen mit Herminda Charfuelán, einer Schneiderin und Katechetin. Sie behandelte und betreute Kranke in den umliegenden, weit verstreuten Dörfern, baute einen Gesundheitsposten auf und kümmerte sich um die Ausbildung von Gesundheitspromotorinnen. Zudem half sie beim Aufbau der indigenen Organisation, bei der Bewusstseinsbildung der Dorfbevölkerung und der Stärkung der Awá-Kultur.

Awá-Indígena mit Kind kommt zum Gesundheitsposten.

Ab 1983 lebte und arbeitete Magdalena dann für mehr als zehn Jahre in El Chical, weiterhin in Zusammenarbeit mit Luis Alfonso Wolfisberg. In der gesamten Pfarrei im Grenzgebiet zwischen Ecuador und Kolumbien wirkte sie in der Frauenförderung, gab Gesundheits- und Handarbeitskurse und half mit bei der Ausbildung von Katechetinnen und Katecheten sowie von Gemeindeleitern. Sporadisch besuchte sie die weit verstreuten Dörfer im Awá-Gebiet und bereitete die Übergabe der Verantwortung an die einheimische Kongregation der Laura-Schwestern vor. Dabei ging es auch um die Stärkung der indigenen Kultur und Organisation.

Tiberio Queta mit Fororo'cco bei einer religiösen Feier.

Mit den Cofán-Indigenas in Sucumbíos

Nach einem längeren Urlaub kehrte Magdalena Blaser 1996 nach Ecuador zurück, diesmal nach Lago Agrio in der Provinz Sucumbíos im nördlichen Amazonasgebiet ins Apostolische Vikariat San Miguel zu den Karmeliten. Hier blieb sie bis 2013, also 17 Jahre. Das Vikariat war sehr gut organisiert und an den Jahresversammlungen nahmen zunehmend auch Laien als gleichberechtigte Delegierte teil. Der charismatische Bischof Gonzalo López Marañón war stets anwesend, aber zurückhaltend. Zur thematischen und spirituellen Weiterbildung lud er jeweils Fachleute für Theologie, Mystik und Pastoralarbeit ein.

Ähnlich wie früher bei den Awá lebte und arbeitete Magdalena Blaser hier mit den Cofán-Indígenas, einem kleinen Volk von etwa 1500 Menschen, in einer Equipe, vor allem mit dem Karmelitenpriester Claudino Blanco Pisabarro. Ihr Aufgabenfeld umfasste den gesundheitlichen Bereich (Aufbau der Gesundheitsorganisation, Schulungen in den Cofán-Dörfern), die Katechese sowie die Bewusstseinsbildung (Unterstützung der Cofán-Organisation FEINCE, Begleitung im Kampf gegen Erdölfirmen und Holzindustrie, Durchführung von landwirtschaftlichen Projekten).

Begegnung auf Augenhöhe: Magdalena Blaser mit Oscar Quenama.

Bei der Begegnung mit Kranken und den Dorfgemeinschaften stiess Magdalena auf mythische Erzählungen und damit auf die das Leben der Cofán prägenden Weisheiten und Werte. 2009 veröffentlichte sie solche Erzählungen im Sammelband «Mitos del pueblo Cofán». Bei der Übersetzung half ihre Sprachlehrerin Maria Emma Chica Umenda, bei der Illustration deren Tochter Ruth Yépez Chica. – Missionarische Präsenz vollzieht sich im Teilen von Alltagserfahrungen und Wertordnungen. Diese tragen zum Verständnis einer fremden Kultur bei und bewirken eine neue Faszination für den eigenen Glauben.

Albertino Descanse mit Bombo.

Vom grossen Lebensgeheimnis im Urwald

Zum Abschluss ihres Berichts schreibt Magdalena: «Vor fünfzig Jahren begann mein Abenteuer in fremden Ländern mit vielen verschiedenen Kulturen. Es war ein Wagnis, und es hat mich tief beglückt. Doch das wäre nicht möglich gewesen ohne die vielen Menschen, die mir den Weg geebnet haben, und auch den Wunsch, als Missionarin zu wirken, in mir gepflegt haben. Ihnen allen bin ich in Dankbarkeit verbunden …

Wenn ich zurückblicke, so hat mich das Leben mit den indigenen Völkern im fast unzugänglichen Urwald tief bereichert und meine Lebensanschauung verändert. Die Awá und die Cofán inkulturierten mich. Es waren die Schamanen, Führungspersonen, Gesundheitspromotoren, Katecheten, Männer und Frauen, die mich auf meinem Lebensweg dort begleitet haben. Sie offenbarten mir ein kleines Stück weit ihr Lebensgeheimnis. Vor allem das Leben mit ihnen im Urwald, weit weg von der Zivilisation, liess mich das Göttliche in diesen Menschen erfahren. Ich durfte mit ihnen ein wenig am grossen Geheimnis rühren, das uns alle eint.»

Emma Chica, Cofán-Lehrerin und -Übersetzerin.

Über 50 Jahre Zusammenarbeit SMB – GLM

Im Januar 1971 schloss die Missionsgesellschaft Bethlehem Immensee (SMB) mit der Gemeinschaft der Laienmissionarinnen in Fribourg (GLM) einen Rahmenvertrag. In den Folgejahren wurden verschiedene Vereinbarungen über gemeinsame Equipeneinsätze getroffen, vor allem in Kolumbien und Ecuador, aber auch in Haiti. Die GLM wurde 1947 als Gemeinschaft von Frauen gegründet, die sich dem Missionsauftrag der Kirche verpflichtet fühlt.