Vom 3. bis 15. Februar 2025 unternahm eine Gruppe aus der Schweiz eine aussergewöhnliche Reise durch Kolumbien – eine Verbindung aus spiritueller Entdeckung und kultureller Vertiefung. Organisiert von den Pèlerinages Bibliques Romands (PBR) in Zusammenarbeit mit Ad Gentes, wurde diese Pilgerreise vom P. Ludovic Nobel geleitet.
Vor über 70 Jahren begannen die Missionare von Bethlehem ihren Dienst in Kolumbien, nachdem sie aus China vertrieben worden waren und einem Ruf des Erzbistums Popayán folgten. Anfangs zögerten sie, denn es handelte sich nicht um ein klassisches Missionsgebiet, in dem das Evangelium zum ersten Mal verkündet werden sollte. Doch die Realität vor Ort überzeugte sie rasch: Die Bevölkerung war zwar mehrheitlich katholisch, verfügte aber nur über geringe religiöse Kenntnisse – oft vermischt mit Aberglauben. Kirchen waren baufällig, das religiöse Leben beschränkte sich auf Taufen, Erstkommunionen, Hochzeiten und Beerdigungen. Armut war allgegenwärtig, soziale Strukturen fehlten.
Im November 1953 trafen die ersten Missionare in abgelegenen Andendörfern ein. Bald ging ihr Engagement über die Seelsorge hinaus: Sie unterstützten indigene Gemeinschaften, bauten Strassen, Wasserleitungen und Kirchen.
In den 1960er-Jahren – geprägt vom Zweiten Vatikanischen Konzil und der Konferenz von Medellín – verlagerte sich der Fokus auf Evangelisierung, Gerechtigkeit und die ganzheitliche Befreiung des Menschen. Ein «mobiles Team» begann, lokale Führungskräfte und Gemeindebegleiter auszubilden.
Bis heute wirkt dieses Engagement in vielen Gemeinden weiter. Auch wenn die SMB heute mit weniger Kräften präsent ist, bleibt das Regionalhaus in Popayán ein bedeutender Stützpunkt.
Bogotá: eine Stadt zwischen Himmel und Erde
Gleich bei ihrer Ankunft entdeckten die Teilnehmenden in Bogotá eine pulsierende Hauptstadt, in der sich Moderne und Tradition auf faszinierende Weise verbinden. Der Aufstieg zum Cerro de Monserrate auf über 3000 Metern Höhe bot einen Moment der Kontemplation mit Blick auf das weite Häusermeer. Der Wallfahrtsort mit der Statue des Señor Caído de Monserrate ist ein starkes Symbol des kolumbianischen Glaubens.
Im historischen Zentrum erkundeten sie das Viertel La Candelaria mit seinen kolonialen Kirchen und gepflasterten Gassen. Auf der Plaza Bolívar bewunderten sie die Kathedrale Primada und andere bedeutende Bauwerke.

Eine bunte Strasse in der Hauptstadt Bogotá.
Zipaquirá und Villa de Leyva
Weiter nördlich besuchten sie zwei der symbolträchtigsten Orte Kolumbiens: Zipaquirá und Villa de Leyva.
In Zipaquirá tauchten sie ein in die unterirdische Salzkirche, ein majestätisches Gotteshaus, das in ein ehemaliges Salzbergwerk gehauen wurde. Das Spiel von Licht und Schatten verlieh der Atmosphäre eine mystische Tiefe.
Anschliessend erreichten sie Villa de Leyva – eine der schönsten Kolonialstädte des Landes. Beim Spaziergang durch die Gassen und über die riesige Plaza Mayor fühlten sich viele in die Zeit der ersten spanischen Missionare zurückversetzt. Besonders eindrücklich war der Besuch des Konvents Santo Ecce Homo aus dem Jahr 1620 – ein Ort der Einkehr inmitten karger Landschaft, der das Vermächtnis der frühen Evangelisierung spürbar machte.
Popayán: im Herzen des missionarischen und kulturellen Erbes
Nach dem Besuch Zentralkolumbiens ging es weiter nach Popayán, einst Hauptstadt Grosskolumbiens (bis 1819) und bis heute ein spirituelles Zentrum mit beeindruckender kolonialer Architektur.
Die Gruppe besichtigte die Kathedrale Nuestra Señora de la Asunción, restauriert nach dem verheerenden Erdbeben von 1983, sowie die Kirche San Francisco und das historische Stadtzentrum. Am Sonntag zelebrierte P. Ludovic Nobel die Messe in der Pfarrei der Wunderbaren Medaille – eine SMB-Gründung. Später besuchten sie mit den Mitbrüdern Chepe (Josef Schönenberger) und Ernst-Peter Heiniger den Naturpark Puracé.
Am Montagmorgen frühstückte P. Nobel mit Erzbischof Omar Alberto Sánchez Cubillos, der seinen tiefen Dank für das Wirken der SMB aussprach, insbesondere für P. Chepes Dienst als Beichtvater der Kathedrale. Der Erzbischof zeigte grosses Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit.
Die letzte Etappe im Süden führte die Gruppe nach Cali – einer Stadt voller Leben und Welthauptstadt des Salsa.

Blick auf die Stadt Bogotá vom Cerro de Monserrate aus.
Cartagena: Stadt des heiligen Petrus Claver, Apostel der afrikanischen Sklaven
Im Norden erreichten sie Cartagena de Indias, ein UNESCO-Weltkulturerbe und Sinnbild der kulturellen Vielfalt Kolumbiens. Die Besichtigung der Stadtmauern, der Festung San Felipe de Barajas und des Inquisitionsmuseums vermittelte einen Eindruck vom kolonialen Erbe.
Zentral war der Besuch der Kirche des heiligen Petrus Claver, wo der spanische Jesuit (1580–1654) begraben ist. Cartagena war ein bedeutender Sklavenhafen, und Claver widmete sich unermüdlich der Fürsorge, Taufe und spirituellen Begleitung von hunderttausenden Afrikanern – man geht von rund 300 000 Taufen aus. Auch die Kranken, Lepra- und Kriegsgefangenen lagen ihm am Herzen. Während der Pest 1650 blieb er bei den Kranken und starb schliesslich selbst daran – als Märtyrer der Nächstenliebe.
-
In La Boquilla, einem Fischerdorf vor den Toren von Cartagena.
-
Im Dorf Silvia: Begegnung mit der indigenen Gemeinschaft der Misak, bei der die SMB tätig war.
Die heilige Bernarda Bütler: eine Schweizerin im Dienst der Mission
In Cartagena begegneten die Teilnehmenden auch der Schweizer Heiligen Bernarda Bütler, geboren in Altstätten. 1888 reiste sie nach Ecuador und gründete dort die Franziskanischen Missionsschwestern von Maria Auxiliatrix. Nach ihrer Flucht aus Ecuador liess sie sich 1895 in Cartagena nieder, wo sie ihr Werk unter den Armen fortsetzte.
1995 wurde sie von Papst Johannes Paul II. sel. und 2008 von Papst Benedikt XVI. heiliggesprochen – als erste kanonisierte Schweizerin seit 1848.
Gemeinsam mit Mutter Charitas Brader legte sie den Grundstein für die Mission in Kolumbien. Der Schweizer Priester Charles Boxler, der die Schwestern begleitete, erkannte den grossen pastoralen Bedarf. Wieder in Fribourg, gab er seine Begeisterung an Seminaristen weiter und unterstützte den Aufbau einer Schweizer Priestergruppe, unter ihnen Guillaume Fillinger, Théophile Tuor und Lin Loser – Begründer des kolumbianischen Fidei-Donum-Werks. Insgesamt widmeten sich rund vierzig Schweizer Priester der Mission im Land.
Da Popayán nur wenige Berufungen verzeichnete, wandte sich Erzbischof Gómez über Fillinger an die SMB – und so begann ihr Einsatz in Kolumbien.
Am 13. Februar besuchte die Gruppe La Boquilla – ein kleines Fischerdorf mit afrokolumbianischer Seele. Tags darauf begann die Rückreise – mit Herzen voll bewegender Eindrücke und inspirierender Begegnungen.

Statue der heiligen Bernarda Bütler in Cartagena.

Ludovic Nobel mit Erzbischof Omar Alberto Sánchez Cubillos, O. P., im Erzbistum Popayán.
