Im goldenen Käfig

Louis Zimmermann SMB beschreibt, wie er das Noviziat erlebte.

29.09.2025

Autor: Louis Zimmermann

Nach meiner Matura in Immensee trat ich ins SMB-Seminar in Schöneck (oberhalb von Beckenried) ein. Ich gehörte zu einer grossen Gruppe von Maturakollegen.

Das Einführungsjahr hiess damals noch Noviziat. Unser Novizenmeister war nicht mehr derselbe, den Al Imfeld erlebt hatte. Der neue Meister hiess Jakob Crottogini und war vor kurzem zum «Dr. in Psychologie» promoviert worden.

Noviziat 1958/59. v. l. Br. Alois Würms, Br. Josef Dober, P. Jakob Crottogini, Br. Duri Ruinatscha, Br. Rolf Gloor, Br. Linus Dux, Br. Werner Gmür, Br. Hans Rey, Br. Werner Sturm. Foto: Archiv SMB

Der «Crotto», wie wir ihn nannten, war ein sehr vernünftiger und sachlicher Leiter. Er ermöglichte dem Noviziat eine angstfreie Atmosphäre. Wir bekamen jeden Tag eine geistliche Instruktion und lasen Werke von und über Mystiker wie Teresa von Ávila. Auch Freizeit und Sport kamen nicht zu kurz. Verschiedene Ämtli im Seminarbetrieb (z. B. «Mundiz», WC-Reinigung) sorgten für Abwechslung. Insgesamt hatten wir es gut.

Unser Novizenmeister war allerdings noch von der geltenden Kirchenordnung geprägt. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1964) stand schliesslich noch bevor. Doch das erfreuliche Ergebnis dieses ersten Jahres war, dass sich die meisten entschlossen, die nächsten Jahre mit Philosophie und Theologie fortzusetzen. Wir bekamen eine gute spirituelle Grundorientierung. Das bevorstehende Konzil fühlte sich an wie ein erfrischender römischer Südwind.