Wir vom Redaktionsteam haben den Beitrag von Al Imfeld in Ausgabe 2–2025 des Austausch aufgenommen und uns gleichzeitig gefragt, wie andere Mitbrüder jenes Noviziat wohl erlebt haben. Die Suche nach Ansprechpartnern erwies sich als schwierig. Wir konnten bisher drei Mitglieder ausfindig machen, die in der Obhut jenes Novizenmeisters waren und heute noch am Leben sind: Walter Wiesli (95), Walter Kaufmann (92) und Ludwig Hochreutener (95).
Autor: Markus Isenegger SMB
Beide Walter empfinden im Rückblick, es sei eine Zumutung gewesen, junge, frisch gebackene Maturitätsabsolventen in dieses asketische Probejahr zu senden. Der Novizenmeister sei – gelinde gesagt – mit dieser Aufgabe überfordert gewesen.
Einer der beiden Walter berichtet: «Damals galt das Nüchternheitsgebot. Kurz vor der Weihnachtsmette passierte es, dass mir beim Zähneputzen irrtümlicherweise ein Schluck Wasser die Kehle hinunterrann. Als scheuer Novize fragte ich den Meister, ob ich dennoch zur Kommunion gehen könne. Die Antwort lautete: ‹Auf keinen Fall.›» – Begreiflich, dass solche Widerfahrnisse ein Leben lang nachwirken.

Jakob Crottogini, Psychologe und Novizenmeister.
Auch zur Pflichtlektüre im Noviziat konnten wir Redaktoren einige Erinnerungen aktivieren: «Wir hatten das mystagogisch-asketische Buch eines gewissen Rodrigues zu lesen. Es lag auch ein französischer Autor auf: Marmion, der mehrere vierhundertseitige Bände verfasst hatte», sagt einer der Walter.
«Gewiss brauchten wir auch den Liber Usualis auf, das Gesangbuch mit allen Choralgesängen des Kirchenjahrs. Auch dies war fast ein Backstein.»
Der Novizenmeister sei konsequent, aber ängstlich gewesen. Er konnte hart sein. Walter Kaufmann, der den Kurs mit Al Imfeld besucht hatte, berichtet: «Als der zukünftige Novize Ueli Scherer einige Wochen später direkt aus der Grenadier-Rekrutenschule zu uns Novizen stiess, musste er ohne Übergang in das strenge Programm einsteigen. Auf den Militär-Drill folgte der Kloster-Drill.» Die Novizen im Kurs mit Al Imfeld hätten zwar noch ein ganzes Jahr lang durchgehalten, aber der nächstfolgende Kurs mit Pablo Meier, Ludwig Rütti und Franz Hunkeler habe jedoch «Radau gemacht», sich geweigert und dafür gesorgt, dass dieser Novizenmeister ersetzt wurde.

Das Noviziatsjahr 1961–1962. Kniend vordere Reihe von links: Hans Widmer, Alois Lang, Bernhard Hausherr, Viktor Camenzind, Josef Eugster und Engelbert Schuwey.
Stehend hintere Reihe von links: Klaus Wildisen, Urs Bärlocher, Marius Andrey, Markus Isenegger, Ernst Wildi, Francesco Ferrari, Hans-Ruedi Erdin, Jakob Crottogini, Gerold Betschart, Jean-Paul Deschler, Johannes Bitterli, Louis Zimmermann und Eugen Birrer.
Ludwig Hochreutener berichtet, er sei mit Fritz Fölmli zusammen im Brüdernoviziat gewesen, zum Teil auch mit Hunkeler, Meier und Rütti. Sie hätten jedoch wenig Kontakt mit den Priesternovizen gehabt. Hochreutener weiter: «Ich habe den Josef Böhler geschätzt. Er war gewissenhaft und ein frommer Priester. Von der Verstimmung, die zum Wechsel führte, haben wir eher wenig mitbekommen.»
Durch den Entscheid des Generaloberen wurde Jakob Crottogini aus Rebstein als neuer Novizenmeister eingesetzt. Dies muss 1956 gewesen sein.
