Markus Isenegger war als Missionar in Simbabwe und als Priester und Theologe in der Schweiz sowie als Gestalttherapeut und Gewaltberater im «Mannebüro» in Luzern tätig. Im September 2025 wurde er 85 Jahre alt. Gleichzeitig erschien sein viertes Buch mit dem Titel «Venez avec moi» – eine Sammlung von Texten, die in den letzten sechs bis zehn Jahren entstanden sind.
Norbert Spiegler SMB: Was war deine Motivation, dich der Missionsgesellschaft Bethlehem anzuschliessen?
Markus Isenegger: Einst war ich in der Ausbildung zum Lehrer, damals erfuhr ich, wie wenige Priester es in Brasilien für das ganze Volk gab, derweilen es im Kanton Luzern genügend waren. Wo würde ich mehr gebraucht, fragte ich mich. Als der Immenseer Missionar Fridolin Stöckli eine Zeit lang in Hitzkirch unterrichtete, entstand der Kontakt mit der SMB.
Du wurdest von der SMB in Simbabwe eingesetzt. Was waren deine dortigen Aufgaben?
Anfänglich sollte ich die Aussenzentren besuchen, was ich jahrelang tat. Später wollte der Bischof mich als Kontaktperson zu den Laienmitarbeitenden an den neun katholischen Mittelschulen (secondary schools) der Diözese Gweru haben. Dies wurde durch den Krieg jedoch immer mehr behindert, bis schliesslich die Guerilla die Schulen aufhob, denen ich zugeteilt war.
Nach den Jahren des Einsatzes in Simbabwe war ich für die missionarische Animation in der Schweiz tätig, und es entstand der Kurs «Mission und Entwicklungspolitik» in Immensee und Luzern, wo ich meine Erfahrungen einbringen konnte.

Markus Isenegger in Simbabwe.
Was waren deine Highlights und Lowlights in Simbabwe?
Mir kommen spontan zwei Begegnungen im gleichen Zeitraum in den Sinn, die mich berührten. Zum einen hatte mich ein junger Lehrer im Zuckerrohrgebiet zu sich eingeladen, und es war ein guter, nachhaltiger Vertrauenskontakt entstanden. Im Gegensatz dazu hatte ich mit einem einzelnen Soldaten aus Frankreich zu tun, der daran beteiligt gewesen war, den Chief des Distrikts Save (wo ich tätig war) gefangen zu setzen und der mir stolz sein Gewehr aus Israel zeigte. Solche gegensätzlichen Begegnungen waren für mich manchmal ein Spagat.

Du wohnst jetzt in Immensee. Welche Aufgaben hast du heute?
Ich feierte 22 Jahre lang regemässig in der St. Karli Kirche Luzern Sonntagsgottesdienste und fühle mich auch heute noch mit der Pfarrei verbunden. In Immensee bin ich im Hausrat und in der Liturgiegruppe der SMB-Gemeinschaft und arbeite als Co-Redakteur für die SMB-Medien. Auch arbeitete ich an der redaktionellen Fassung der Generalkapitel-Dokumente mit.
Du betätigst dich gerne schriftstellerisch. Was ist dir daran wichtig?
Ich bin gerne mit der Bahn unterwegs. Ich beobachte die Leute, nehme Stimmungen und Empfindungen wahr. Spüre menschliche Situationen auf. Ich habe in Abständen von je acht Jahren vier Bücher erstellt. Das ist immer ein Prozess und für mich ein Geschenk.

Markus Isenegger 2020 beim Gottesdienst in Immensee.
Der Jura liegt dir besonders am Herzen.
Vielleicht waren meine Vorfahren dereinst Kelten gewesen (lacht). Die Einsamkeit, die Andersartigkeit des Jura und die Kälte beeindrucken mich sehr. Zudem war mein Vater dort während der Kriegszeit Wache gestanden, was mich noch heute beeindruckt.
Was macht es Christinnen und Christen heute so schwer, vom Glauben zu sprechen?
Bei einem Klassentreffen aus der Primarzeit kam ein Kamerad auf mich zu und sagte: «Ich habe eine religiöse Erfahrung gemacht.» Davon erzählte er mir, aber das ist die Ausnahme. Manche wollen dies auch, können es aber nicht. Bei vielen ist der spontane Kontakt mit Gott – und davon zu sprechen – beeinträchtigt. Das mag mit dem Säkularisationsprozess zusammenhängen und mit dem Übergang von der vorkonziliaren Zeit zur Epoche nach dem Vatikanischen Konzil (1962–1965).
Und welche Hoffnung hast du für die Zukunft des christlichen Glaubens?
Er hat ein grosses Potenzial, durch das die christliche Ethik in gelebte Menschlichkeit, in Vertrauen und Hoffnung umgesetzt wird. Die Dimension des Transzendenten, das Staunen, sollen wir nicht ausser Acht lassen.
«Venez avec moi»
«Venez avec moi» beinhaltet 60 Geschichten auf rund 200 Seiten. Interessierte können das Buch am Infopoint, bei Markus Isenegger oder in der Buchhandlung Hirschmatt zum Preis von CHF 30 erwerben.

Das vierte Buch von Markus Isenegger ist erschienen und ab sofort in allen Buchhandlungen erhältlich.
