Vom 3. bis 9. August 2025 reisten Ludovic Nobel, Generaloberer der Missionsgesellschaft Bethlehem (SMB), und Patrice Riedo, Generalökonom der SMB, nach Taiwan. Diese Reise bot Gelegenheit, die noch auf der Insel tätigen Mitbrüder zu besuchen, langjährige Partner zu treffen und die Umrisse einer zukünftigen Zusammenarbeit im Zusammenhang mit der missionarischen Präsenz der SMB in der Region und der Ausbildung von Missionskandidaten zu skizzieren.
Nach ihrer Ausweisung aus China im Jahr 1954 fanden die Missionare von Bethlehem in Taiwan ein neues Apostolatsgebiet. Da sich die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr auf das Festland schnell zerschlug, entstand auf der Insel eine fruchtbare Mission.
Seit 1953 waren Priester und Brüder der SMB in der Diözese Hualien, später in Kaohsiung und Taipeh tätig. Ihr Wirken beschränkte sich nicht auf die Verkündigung des Evangeliums: Sie trugen zur sozialen Entwicklung bei, indem sie in Taitung eine Berufsschule nach Schweizer Vorbild und eine Lehrwerkstatt gründeten. Diese Initiative war so erfolgreich, dass sie vom taiwanesischen Staat übernommen und auf das ganze Land ausgeweitet wurde.
Die Gründung eines Krankenhauses war ein weiterer entscheidender Schritt, um den dringenden Bedürfnissen einer noch immer sehr armen Bevölkerung gerecht zu werden. Später wurde die Ausbildung von Kirchenverantwortlichen zu einem zentralen Schwerpunkt der Mission.
Die Ergebnisse sind sichtbar: Bis heute sind dank der Arbeit der Missionare 26 Priesterberufungen entstanden, darunter zwei Bischöfe.
Parallel dazu widmete die SMB den indigenen Völkern im Osten und in den Bergregionen besondere Aufmerksamkeit. Indem sie ihre Sprachen lernten und ihre Traditionen dokumentierten, trugen die Missionare dazu bei, ein bedrohtes kulturelles Erbe zu bewahren. Dieser Respekt und dieses Engagement, die anfangs manchmal zu Spannungen mit den Behörden führten, wurden später weithin anerkannt und geschätzt.

Von links: Sophia Hsu (Dokumentarfilmerin), Patrice Riedo, Augustin Büchel, Ludovic Nobel, Jack Hsu (Dokumentarfilmer) und Ming Liu, der Leiter des Freundschaftskreises SMB in Taiwan, vor der Handwerkerschule in Taitung, die von der SMB gegründet wurde.
Eine bis heute aktive Gemeinschaft
Die Präsenz der Missionsgesellschaft Bethlehem in Taiwan gehört nicht nur der Vergangenheit an: Sie besteht auch heute noch. Zwei SMB-Mitbrüder leben derzeit im Bezirk Taitung. Josef Eugster, der im Land für die von ihm gegründete und weit verbreitete Schule für Fussreflexzonenmassage bekannt ist, leistet trotz seines Alters und seines Gesundheitszustands weiterhin einige pastorale Dienste. Bruder Augustin Büchel sorgt seinerseits für den Betrieb des Regionalhauses in Taitung, das als Ort für Exerzitien und Besinnungstage für Pfarreien und religiöse Gruppen dient.
Diese Mission stützt sich seit jeher auf eine enge Zusammenarbeit zwischen den SMB-Mitbrüdern und zahlreichen Laienmitarbeitern. Die Unterschiede in Herkunft, Ausbildung und Werdegang wurden nicht als Hindernis, sondern als gegenseitige Bereicherung erlebt.
Im Jahr 2005 machte ein Besuch von Karl Stähli SMB und Laurenz Schelbert SMB in Qiqihar, der ersten Missionsregion der SMB in China, den eklatanten Mangel an Fortbildungsmöglichkeiten für Seelsorger deutlich. So startete die SMB von Taiwan aus Weiterbildungskurse für chinesischsprachige Priester, Ordensschwestern und Laienverantwortliche – eine Initiative, die die Rolle Taiwans als missionarische Drehscheibe für den gesamten chinesischsprachigen Raum unterstreicht.
Besuch bei Josef Eugster SMB in Changbin
-
Josef Eugster SMB (Mitte) hat eine Methode zur Fussreflexzonenmassage entwickelt, die international anerkannt und bekannt ist.
-
In solchen Zentren erhalten Menschen in ganz Taiwan eine Fussreflexzonenmassage. Foto aufgenommen in Changbin.
-
Der Eingang des Zentrums von Josef Eugster in Changbin.
Besuch bei den Ingenbohl-Schwestern in Taitung
Dieses Treffen erinnerte auch an fast ein Jahrhundert gemeinsamer Geschichte zwischen der SMB und der Kongregation. Denn seit 1927, als die junge Missionsgesellschaft Bethlehem ihre Tätigkeit in der Mandschurei aufnahm, arbeitete sie eng mit diesen Ordensschwestern zusammen. Da die Gründung eines weiblichen Zweigs der SMB nicht zustande kam, traten mehrere junge Schweizerinnen in das Noviziat von Ingenbohl ein, bevor sie 1926 in die Mandschurei entsandt wurden. Dort spielten sie eine wichtige Rolle, insbesondere in der Krankenpflege und der Ausbildung von Frauen.
Nach der Ausweisung ausländischer Missionare aus China im Jahr 1953 kehrten die Schwestern nach Ingenbohl zurück, schlossen sich aber bald ihren Mitbrüdern der SMB in Taiwan an. Ihre Ankunft in Taitung am 5. Mai 1955 gilt bis heute als Gründungsdatum des Vikariats Taiwan.
Derzeit zählt das Vikariat 22 Schwestern – 16 Taiwanerinnen, fünf Europäerinnen und eine Vietnamesin –, die auf sechs Gemeinschaften in Taitung, Kuanshan, Shangwu, Chengkung und Chulu verteilt sind. Getreu ihrem Charisma engagieren sie sich in vielen Bereichen: Gesundheitswesen, Begleitung älterer Menschen, Bildung, Seelsorge und Katechese, ohne dabei ihr Engagement für Gefangene, Kranke und schwerbehinderte Kinder zu vergessen.

Die Schwestern vom Heiligen Kreuz in Ingenbohl empfingen Augustin Büchel, Patrice Riedo und Ludovic Nobel in Taitung.
Besuch der Theologischen Fakultät von Taipeh
Ludovic Nobel und Patrice Riedo besuchten auch die Theologische Fakultät der Katholischen Universität Fu Jen in Taipeh. Dort wurden sie von P. Thomas Cui, Dekan der Fakultät und alter Freund von Ludovic Nobel, empfangen.
P. Cui stammt aus China und hat einen Teil seiner akademischen Ausbildung in der Schweiz absolviert. Nach seinem Studium an der Universität Freiburg wurde er in die Diözese Lausanne-Genf-Freiburg inkardiniert. Als diplomierter Assistent am Lehrstuhl für Kirchenrecht von Prof. A. Kaptijn promovierte P. Thomas 2014 im Alten Testament. Anschliessend war er als Doktorassistent tätig. Da er sich in seiner Heimatkirche, in der er leider nicht tätig sein konnte, nützlich machen wollte, wurde er Professor für Altes Testament an der Theologischen Fakultät der Jesuitenuniversität Fu Jen in Taipeh. Im Juli 2024 wurde er für eine Amtszeit von drei Jahren zum Dekan der theologischen Fakultät von Fu Jen ernannt und war damit der erste nicht-jesuitische Dekan dieser Einrichtung.
Das Treffen bot Gelegenheit, eine Zusammenarbeit zwischen der SMB und der Fakultät ins Auge zu fassen, insbesondere im Rahmen der Ausbildung der Kandidaten und Novizen der Missionsgesellschaft während ihres akademischen und spirituellen Werdegangs.
Treffen mit Bischof Philipe von Hualien (Huang Chau-Ming)

Von links: Patrice Riedo und Ludovic Nobel treffen den Bischof Philipe von Hualien (Huang Chau-Ming).
Während ihres Besuchs hatten Ludovic Nobel und Patrice Riedo Gelegenheit zu einem Austausch mit Mgr. Philipe, Bischof der Diözese Hualien, zu der die Region Taitung gehört.
Die Kirche von Hualien, die 1952 zur Apostolischen Präfektur und 1963 zur Diözese erhoben wurde, umfasst heute einen grossen Teil der Ostküste Taiwans, die Bezirke Hualien und Taitung. Im Laufe ihrer Geschichte hat die SMB das Leben dieser Diözese gestaltet und zu ihrer pastoralen, sozialen und kulturellen Entwicklung beigetragen.
Dieses Gebiet, das im Osten vom Pazifik und im Westen von den Zentralbergen begrenzt wird, ist besonders bekannt für seinen landschaftlichen Reichtum, aber auch für die Vielfalt seiner indigenen Völker: die Amis, Bunun, Paiwan, Puyuma, Rukai und Yami. Genau diesen Gemeinschaften haben sich die Bethlehem-Missionare seit ihrer Ankunft verschrieben. Auch heute noch sind etwa zehn Priester aus diesen Völkern in der Diözese tätig, ein Zeichen für die Fruchtbarkeit einer Missionsarbeit, die in Nähe und Respekt verwurzelt ist.
Das Treffen mit Bischof Philipe endete mit einem geselligen Mittagessen, zu dem der Bischof eingeladen hatte. Dieser einfache und brüderliche Moment ermöglichte es, den Austausch in einer entspannten Atmosphäre fortzusetzen und die Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen der Diözese Hualien und der SMB zu stärken.
Feier im Regionalhaus der SMB
Jeden Morgen findet in der Kapelle des Regionalhauses in Taitung die Eucharistiefeier statt, die von Abbé Joseph, einem vietnamesischen Priester und Pfarrer der Gemeinde Malan, geleitet wird. Schwestern aus der Stadt und einige gläubige Laien nehmen regelmässig daran teil.
Während ihres Aufenthalts nahmen Ludovic Nobel und Patrice Riedo an der Eucharistiefeier teil und teilten diesen Moment des Gebets mit der örtlichen Gemeinde.

Jeden Morgen um 6 Uhr findet der Gottesdienst in der Kapelle des Regionalhauses der SMB in Taitung statt. Zur Eucharistiefeier erscheinen täglich ca. 30 Personen, darunter auch Auswärtige.
Besuch der Ausstellung im Nationalmuseum für prähistorische Kultur in Taitung
Der Aufenthalt endete mit einem kulturellen Besuch im Nationalmuseum für prähistorische Kultur in Taitung, wo derzeit eine Ausstellung den Werken unseres Mitbruders, Bruder Julius Felder, gewidmet ist. Als talentierter Bauzeichner prägte er die kirchliche Landschaft Taiwans durch den Bau von mehr als hundert Gebäuden, darunter sieben Kirchen, die in der Ausstellung vorgestellt werden und zwischen 1968 und 2003 entstanden sind.
-
Patrice Riedo (zweiter von links), Augustin Büchel (Mitte) und Ludovic Nobel (zweiter von rechts) besuchten die Sonderausstellung über Julius Felder im Nationalmuseum für prähistorische Kultur in Taitung.
-
Julius Felder in seinem Büro
Die Sonderausstellung «Kirchen – Licht- und Schattenspiel: Die Modernen Kirchen in Hualien und Taitung von Bruder Julius Felder SMB» (Link) ist noch bis am 7. Oktober 2025 im Nationalmuseum für prähistorische Kultur von Taitung zu sehen.
-
Von links: Ming Liu, der Leiter des Freundschaftskreises SMB in Taiwan, der Austeller, Ludovic Nobel, der Direktor des Museums und Augustin Büchel während der Führung.
-
Patrice Riedo, Ludovic Nobel, der Aussteller sowie der Museumsdirektor betrachten die Bauzeichnungen von Julius Felder SMB.
Weitere News
- Website von Josef Eugster SMB (Link)
- «Kirchen – Licht- und Schattenspiel» (Link)
- Vor 100 Jahren: Eintritt des ersten Bruders in die SMB (Link)
- Der Puyuma-Liedermacher – BaLiwakes – und die SMB (Link)
- Augustin Büchel – in Taiwan mit zwei Büchern gewürdigt (Link)
- Josef Lenherrs Feldforschungen indigener Musik aus Taiwan finden Beachtung (Link)