1925, vier Jahre nach der Gründung der Missionsgesellschaft Bethlehem, trat mit Michael Zwyssig der erste Bruder in die SMB ein. Ein Blick in die Geschichte der Brüder in der SMB und das Bild des Missionsbruders.
Der Gründer der Apostolischen Schule Bethlehem, Pierre-Marie Barral, hatte gleichzeitig auch Werkstätten gegründet, in denen zahlreiche Knaben zu Handwerkern ausgebildet werden sollten. Dabei war auch die Rede von der Aufnahme von Brüdern, die für die Arbeit im Büro, beim Briefmarkenwerk und bei der Produktion der Zeitschrift vorgesehen waren. Die Unterscheidung zwischen Bruder und Lehrling scheint allerdings fliessend gewesen zu sein.
Bei der Gründung der SMB 1921 waren ursprünglich keine Brüder vorgesehen, doch schon bald meldeten sich die ersten vier Kandidaten für den Brüderberuf bei der neuen Missionsgesellschaft, unter ihnen Michael Zwyssig von Seelisberg UR, der 1925 als erster Bruder eintrat. Um 1933 zählte die SMB bereits 11 Brüder.
Berufswissen und christliche Lebensführung
Die ursprünglich geltenden Konstitutionen machten klar, dass der Bruder bereit sein müsse, «in häuslichen und handwerklichen Arbeiten zu dienen». Stets war das Bedürfnis der Brüder vorhanden, neben ihrem Beitrag durch ihr Berufswissen und -können auch durch eine christliche Lebensführung Zeugnis abzulegen für die Frohe Botschaft. Was das Zusammenleben von Priestern und Brüdern betraf, herrschte die Vorstellung von zwei unterschiedlichen Ständen und galt bis in die 1960er-Jahre die diskriminierende Regel der «separatio» (Trennung).
Die Gesellschaftsleitung sah noch keine Möglichkeit, Brüder im ersten Missionsgebiet im Norden Chinas einzusetzen. Ins neue Missionsgebiet in Südrhodesien (heute Simbabwe) wurden aber seit 1939 Brüder ausgesandt, ihre Zahl dort stieg bis ins Jahr 1964 auf 50. Bis 1964 meldeten sich insgesamt 670 Interessenten. Von denen, die dann tatsächlich eintraten, schlossen sich nach bestandenem Probejahr 81 als Brüder der Missionsgesellschaft an.
In den Folgejahren wurden auch einzelne Brüder nach Taiwan und Kolumbien geschickt. Bruder Augustin Büchel war 1964 der erste in Taiwan, ihm folgten vier weitere Brüder. 1965 wurden mit Karl Hüsler und Heinrich Wenk die ersten Brüder als Baufachleute nach Kolumbien gesandt. Der erste «Brüdermeister», Karl Wild, wurde 1964 durch Josef Kaiser abgelöst. Dieser war bemüht, die Aufgabe und Stellung des Bruders im Lichte der Entscheidungen des Zweiten Vatikanischen Konzils neu zu sehen. Er wies darauf hin, dass es in der Urkirche zwei Ämter gegeben habe, nämlich das sacerdotale und das ministeriale Amt. Die Brüder seien also faktisch Diakone.

Walter Schurtenberger instruiert einen Lehrling bei der Bearbeitung eines Werkstückes in Simbabwe. © SMB-Archiv
Ausweitung der Tätigkeit der Brüder
In den 1960er-Jahren war spürbar etwas Neues im Kommen. Seine Hingabe für das ganze Leben machte den Bruder gerade in der Mission zur unentbehrlichen, tragenden Kraft so mancher Werke im Aufbau der Kirche. Neben den handwerklichen Tätigkeiten und in der Ausbildung einheimischer Kräfte eröffneten sich auch für die Brüder mehr und mehr missionarische Aufgaben in der Sozialarbeit und im Religionsunterricht. Sie übernahmen die Führung und Verwaltung von Spitälern, Landwirtschaftsbetrieben und weiteren Werken – also ein diakonischer Dienst beim Aufbau von Ortskirchen. Das Regionalkapitel 1968 in Gweru (Simbabwe) ermunterte die Brüder, klug und geduldig auf eine Ablösung hinzuarbeiten, indem sie den einheimischen Leuten immer mehr Verantwortung übertragen und Möglichkeiten der Hilfe zur Selbsthilfe wahrnehmen.
Die Zahl der Neuanmeldungen für den Brüderberuf ging in dieser Zeit merklich zurück. Es waren nur noch Einzelne, die sich für eine Mitgliedschaft auf Lebenszeit und für Ehelosigkeit verpflichteten. Hugo Probst, der 1970 als Bruder in die SMB eintrat und seit 1976 als Automechaniker und Lehrlingsausbildner in Simbabwe arbeitete, sagte in einem Interview im «Wendekreis» (1980):
«Der Beruf eines Missionsbruders stellt natürlich hohe Anforderungen. Ich glaube, dass viele junge Leute Angst haben vor einer lebenslänglichen Bindung und vor dem Ausstieg aus unserer Wohlstandsgesellschaft mit ihren vielfältigen Karrieremöglichkeiten. Viele junge Leute dürften auch vor der Zölibatsverpflichtung zurückschrecken. Die Ehelosigkeit ist tatsächlich ein grosser Verzicht, und es wäre unehrlich, dieses Problem zu bagatellisieren. Und dennoch, gerade die Ehelosigkeit macht uns Missionare freier und disponibler für den Dienst an unseren Brüdern und Schwestern in der Dritten Welt.»

Begegnung auf Augenhöhe: Walter Breu lacht mit einer älteren Frau in Simbabwe. © SMB-Archiv
Öffnung für neue kirchliche Dienste
Das Generalkapitel 1981 der SMB betonte, dass die Mitgliedschaft im herkömmlichen Sinn auf Lebenszeit (Priester und Brüder) weiterhin von ausschlaggebender Bedeutung für die Gesellschaft und ihr Werk sei, dass sie sich aber auch für neue kirchliche Dienste öffne, freiwillige und angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und der damalige SMB-Priester Walter Eigel schrieb 1986 in einem Rechenschaftsbericht: «Wenn wir unser Selbstverständnis als Missionare, wie es unsere Konstitutionen formulieren, konsequent leben wollen, dann brauchen wir eine missionarische Vision, die weit über das ‹priesterliche Modell› hinausgeht und eben auch die Brüder wie die Mitarbeiter konstitutiv miteinbezieht.»
Im Rückblick in seiner Arbeit über die SMB-Brüder schreibt Josef Elsener: «Es stellt sich im Nachhinein die Frage, ob den Mitgliedern der Brüdergemeinschaft genügend Gelegenheit geboten worden war, um Organisations- und Führungsqualitäten zu erwerben. Die religiöse Ausbildung hingegen war im Grossen und Ganzen solid. Ein regelmässiges Programm von Exerzitien, Einkehrtagen und religiösen Weiterbildungskursen wurde angeboten. Die Brüder wurden ermuntert, sich am kirchlichen Leben der lokalen Gemeinde zu beteiligen.»

Fritz Weber im Gespräch mit einem Obdachlosen in Taiwan. © SMB-Archiv

Medienarbeit in Taiwan: Laurenz Schelbert im Studio. © SMB-Archiv
Quelle
Die Brüder-Missionare der Missionsgesellschaft Bethlehem, von Josef Elsener. Reihe Kleine Schriften 1, Immensee 2021. Zu beziehen für Fr. 10.– beim Infopoint, Im Bethlehem 3, 6405 Immensee, Tel. 041 854 11 00 oder online unter: imbethlehem.ch/publikationen