Gabriel (Gabschi) Imstepf

Abschied von Gabriel Imstepf (*11.6.1932; † 12.9.2023), Bethlehem-Missionar SMB.

21.09.2023

«Gott ist grösser als unser Herz und er weiss alles.» (1 Joh 3,20)

Lebenslauf

geboren 11.06.1932
Priesterweihe 10.04.1960
Simbabwe: Seelsorge und Schulverwaltung: 1962-2008
Mukaro 1964-1969
Moyo Musande 1696-1973
Kwekwe 1973-1981
Ngundu 1982-1987
Donga 1987-1991
Mbizo/Kwekwe 1992-2008
Regionalhaus Driefontein: Krankenseelsorge im Sanatorium, im Spital Muvonde und im Altersheim der SJI-Schwestern 2009-2019
Missionshaus Bethlehem, Immensee 2020-2023
verstorben 12.09.2023

Würdigung für Gabriel (Gabschi) Imstepf von Josef Christen

«Leonz, gäwer jetz wider ämbrüff is Zimmer?» Leonz, gehen wir jetzt wieder hinauf, das heisst vom Bistro zum Zimmer auf die Pflegeabteilung? Das sind Worte von Gabschi. Er ist der letzte SMB Walliser unserer Missionsgesellschaft. Mit 91 Jahren ist er von uns gegangen, hat bis zuletzt seinen schönen Walliser Dialekt gesprochen. Gabriel (Gabschi) kam in Lalden auf die Welt, wuchs in einfachen, armen Verhältnissen auf. Seine Mutter starb, als er zwölf Jahre alt war. So wurde seine ältere Schwester Othilda zu seiner Mutter.

Gabschi war in den Schulferien viel auf der Alp auf dem Simplon als Geiss- und Kuhhirt, da lernte er die SMB kennen. Er durfte studieren und das Theologiestudium abschliessen, um in der Missionsgesellschaft als Missionar nach Rhodesien ausgesandt zu werden. Ich habe gesagt: Gabschi blieb ein echter Walliser, verbunden mit seiner Heimat und den Menschen, die ihn unterstützten. Er sang von Herzen gern Walliser Volkslieder, z.B. Schön isch’s Gantertal oder Briger Ballufierer und andere, die er gut kannte. Das tat er vor allem noch an seinem 90. Geburtstag in Lalden bei seiner Nichte Martha und Ehemann Godi Schnydrig, zusammen mit dem Oberwalliser Volksliederchor. Dorly Burgener organisierte dieses Überraschungsständchen für den lieben Gabschi. Er hatte auch ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Bis zuletzt konnte er fehlerfrei Gedichte aufsagen: z.B. de Zibööri oder s’Wäschpi! Er hatte bis zum Ende seines Lebens auch ein gutes Namensgedächtnis.

Nach dem Englischstudium in London reiste Gabschi Ende 1961 aus nach Südrhodesien, dem heutigen Simbabwe. Shona lernte er recht schnell und wurde sehr bald in die Seelsorge der Diozese Gweru eingesetzt. 43 Jahre lang war er in diesem Land und dieser Diözese tätig. Ich zählte mal nach: Gabschi arbeitete auf 10 verschiedenen Missionsstationen. Er war ein rühriger Seelsorger. Das wird auch im Film von Beat Bieri «Mission beendet» gezeigt, wie Gabschi ins Spital marschiert, die Kranken besucht und Leute auf der Strasse segnet. Er war glaubwürdig, authentisch, eine besondere Art von Missionar. Gabschi war ein Einzelkämpfer, für Teams war er nicht so geeignet. Mit kirchlichen Autoritäten, mit höheren Oberen und gewissen Bischöfen war er des Öfteren im Klinsch und eckte an.

Oft war er tagelang allein auf einer abgelegenen Aussenstation und besuchte die Leute in den Dörfern. Da war er der eifrige Seelsorger und hat viele Leute getröstet, er stand ihnen helfend bei, besonders bei Sterbenden. Kein Sterbender durfte ohne seinen Beistand diese Welt verlassen.

Natürlich gibt es verschiedene Ereignisse in seinem Leben, die bleiben:
Einmal wurde er krank, Bauchschmerzen. Ist etwas mit dem Trinkwasser im Tank nicht in Ordnung? Als er nachgeschaute, lag eine tote Katze im Trinkwasser! Versoffen.

In Ngundu stürzte er von einer Leiter und brach sich beide Handgelenke, wochenlang brauchte er Hilfe. Bei einem Treffen mit den Freiheitskämpfern im Rhodesien-Krieg kam ein Guerillaführer mit dem Gewehr auf ihn zu und sagte: «Du Murungu, Die Weissen brachten uns mit der einen Hand die Bibel und mit der andren nahmen sie uns das Land weg.» Das war ein heikler Moment für Gabschi; ein Moment zwischen Leben und Tod.

Jährlich gab es das Walliserfest am Kyle Dam mit den Walliser Missionaren/innen von Mosambik und Rhodesien/Simbabwe. Ein echtes, gemütliches Fest mit Raclette und Fendant und Heida von Hermann Stoffel. Da konnte Gabschi voll Freude von seiner Arbeit erzählen und die schönsten Walliser Lieder singen, die er nie vergass, dazu Geschichten aus seinem Leben.

Am Schluss seiner Afrikazeit lebte er als Spitalseelsorger in Driefontein, knapp 10 Jahre lang und litt mehr und mehr an fortschreitender Makula-Degeneration. 2019 entschloss er sich, nach Immensee zu ziehen.