Fribourgs Erweiterung

Dieser Beitrag über die geplante Quartiererweiterung Torry-Ost erschien erstmals in der Zeitschrift «Hochparterre» 1–2/2025 unter «Ansichtssachen».

21.06.2025

Text: Joris Jehle
Abbildungen: Team SNK

Bestens erschlossen liegt eine grüne Wiese am östlichen Torry-Hügel in Fribourg. Vorbildlich haben zwei Eigentümer gemeinsam mit der Stadt mittels Partizipation und einer einjährigen Testplanung nach der passenden Dichte und einer städtebaulichen Lösung für die Quartiererweiterung Torry-Ost gesucht. Dabei waren das hindernisfreie Überwinden der Hanglage, das Erhöhen der Biodiversität und ein grosser Grünflächenanteil zentral. Neben rund 1000 Wohnungen sollen Büros, öffentliche Erdgeschosse, eine Schule und ein Zentrum für Menschen mit Behinderung das Quartier durchmischen. Die buchstäbliche Krönung des Projekts ist ein grosser Park auf der Hügelkuppe mit Blick auf die Agy-Ebene.

 

Die Gestaltung der Aussenräume ist inspiriert von der Fribourger Altstadt. © SNK

Der zur Vertiefung ausgewählte Entwurf des Teams um Salewski Nater Kretz überwindet die 50 Höhenmeter hindernisfrei mithilfe von Serpentinen und einem kurzen Schräglift. Ausserdem verlegen die Architektinnen mit minimaler Terrainveränderung zwei neue Strassen, indem sie bestehende Sackgassen aus den 1970er-Jahren verlängern. Ein direkter, steiler Fussweg, der als Enfilade von unterschiedlichen Aussenräumen gestaltet ist, führt ebenfalls hinauf. Dort, wo sich aus der Topografie ein Plateau ergibt, verbinden hofartige Aussenräume eine Häusergruppe. Die Parkplätze liegen in zwei Tiefgaragen, die Neubauten sind als poröse Struktur von Punktbauten vorgesehen.

Die Agy-Ebene ist dominiert von Grossbauten wie Sportarenen, Einkaufszentren und einer Kaserne. © SNK

Der Entwurf fügt sich fast selbstverständlich in die Topografie ein und an die bestehenden Quartiere an, nur einzelne Dichteunterschiede wirken etwas abrupt. Dank der durchgehenden Strasse und der vielen Fusswege erhält die Quartiererweiterung eine klare Struktur, die durchlässig ist und viele Wegoptionen bietet. Die Baukörper fassen die Strassen und lassen trotzdem den Blick in die Ferne zu.

Die Gebäude setzen den Bestand fort, aber einzelne Dichtesprünge bleiben. © SNK

Im Fokus des Entwurfs stehen jedoch die Aufenthaltsqualitäten: die Vielfalt der Aussenräume, ihr menschlicher Massstab, die Einbettung in die Landschaft, die grosse Anzahl Bäume. Solange die wichtigen Raumkanten gesichert werden, ist die Gestaltung von Volumen oder Fassaden einzelner Gebäude letztlich untergeordnet, denn die starken Aussenräume halten alles zusammen.

Öffentliche Einrichtungen konzentrieren sich im Quartier TorryOst um den Sitz der Missionsgesellschaft herum.