Wir verabschieden uns von unserem Mitbruder Dominik Neuhaus. Sein freund-liches Wesen, sein Humor und seine Bescheidenheit auf der Suche nach einer authentischen, geerdeten Spiritualität werden uns in Erinnerung bleiben.
Lebenslauf
| geboren | 19.8.1925 |
| Gymnasium Rebstein/Immensee | 1939 – 1945 |
| Lehre als Bauschlosser; Anstellung in verschiedenen Firmen | 1945 – 1957 |
| Eintritt in die Missionsgesellschaft | 1.12.1958 |
| Seminar Schöneck: technischer Hauswart, Neuinstallationen (Sanitär, Elektro) | 1958 – 1973 |
| Ferienheim Simplon (März bis Oktober): Unterhalt, Installationen (Strom, Wasser); Betreuung der Gäste und des Lagerteils | 1968 – 2008 |
| Immensee: verschiedene Aufgaben und Dienstleistungen | 2008 – 2019 |
| verstorben | 19.11.2021 |
Nachruf (von Josef Christen SMB)
Bruder Dominik schreibt in seinem Lebenslauf: «Am 19. August 1925 kam ich in Plaffeien auf die Welt. Wir waren zwei Mädchen und zwei Buben. Ich war der Jüngste. Als ich sechs Jahre alt war, starb die Mutter an Diphtherie. Der Vater arbeitete als Waldarbeiter auswärts und kam nur alle vierzehn Tage nach Hause. So war es für ihn unmöglich, die Familie weiterhin beieinanderzuhalten. Wir Kinder kamen zu Pflegeeltern. Meine Pflegeeltern hatten einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb. Sie waren arm wie meine Eltern auch. Aber ich muss sagen, ich habe trotzdem nie richtig Hunger gelitten. Wertvoll für mich war, dass meine Pflegeeltern überzeugte Christen waren. Ich erhielt das grosse Geschenk des Glaubens von ihnen. Sie waren auch sehr offen für die Missionen. Das hat natürlich auch auf mich abgefärbt.»
Der Weg von Dominik bis zum Bruder in der SMB führte über Umwege. Dominik begann zwar das Gymi, wechselte aber zu einer Lehre als Bauschlosser hier in Immensee; er trat aber nicht in die Missionsgesellschaft ein. Acht Jahre lang arbeitete er in verschiedenen Firmen. Erst 1957 wagte er den Schritt und trat in die Gesellschaft ein. Bruder Dominik wurde in Immensee und dann im Seminar Schöneck eingesetzt: für Reparaturen und Neuinstallationen (Sanitär, Heizung, Elektro). Bruder Dominik war ein vielseitiger, sehr talentierter Fachmann. Er nutzte seine Talente, vergrub sie nie. Erstaunlich, was er alles heraustüftelte und wie er Lösungen fand. Es gelang ihm sogar, ein kleines Kraftwerk zu bauen, das dem Seminar Strom lieferte. Es senkte die Elektrizitätskosten drastisch.
Es wartete eine weitere Baustelle auf Bruder Dominik: das Ferienheim Simplon, Barralhaus genannt. Die Missionsgesellschaft brauchte dort einen Hüttenwart mit Fachkenntnissen in den verschiedenen handwerklichen Berufen. Wer war der Geeignetste? Natürlich Bruder Dominik. Von 1968 bis 2007 lebte er jährlich acht Monate auf dem Simplon, leitete das Haus und sanierte Dächer, Heizungen, Wasserleitungen, Zimmer, Speisesaal usw. Er erlebte eine sehr gute Zeit mit dem tüchtigen Schreiner Bruder Ruedi Ruinatscha. Sie verstanden sich ausgezeichnet und arbeiteten Hand in Hand. Der grosse, schöne Bankettsaal für Feste ist ein klarer Beweis dafür.
«Gott wird mir immer grösser.»
Als Hüttenwart kaufte er die Lebensmittel ein und betreute die vielen Gäste im SMB-Teil des Barralhauses. Dazu kam das Vorbereiten des Lagerteils für Militär, Jugendvereine, Wochenenden für Hündeler und Hüttenfeste. Bruder Dominik war ein guter, spendabler Gastgeber. Im Lauf der Zeit wurde er im ganzen Oberwallis eine bekannte Persönlichkeit. Humorvoll und freundlich empfing er die Gäste und bediente sie. Die Leute kamen gern zu ihm. Er half auch vielen, die irgendein Problem hatten. Er war ein Bruder für alle.
Dominik konnte leicht Kontakte und Beziehungen schaffen. Es entstanden jahrelange Freundschaften mit Simplon Dorf und Simplon Bergalpe, Alpengemeinschaft Nideralp, Chlusmatte. In einer Dankesrede für Bruder Dominik sagte Bernhard Schnyder: «Mir ist vom Simplonpass bis zur Gondoschlucht, von Behörden abgesehen, kaum jemand bekannt, der so viele Leute persönlich kennt wie Dominik, und den so viele persönlich kennen. Er hat unzählige Male Pannenhilfe geleistet oder technische Probleme gelöst. Einen Dankesschnaps für eine technische Hilfe hat er dabei nie ausgelassen. Dominik hatte denn auch einen guten Schluck.» Sogar um die Fletschhorn-Studentenhütte war er besorgt und legte Hand an.
Dominik liebte die Walliser und wurde ein guter Freund von ihnen. Mit so vielen ass er ein Raclette und trank guten Wein dazu. Im Verlauf des Zusammenseins wurde es immer lauter und fröhlicher, und Geschichten entstanden und wurden einander erzählt. Kurz: gemütlich, menschlich, einfach und schön.
Aber Dominik hatte auch noch eine andere Seite. Es ging ihm um eine authentische, gesunde und geerdete Spiritualität als Bruder. Er machte sich immer wieder Gedanken zum Thema Bruder und bedauerte sehr, dass kein Brüdernachwuchs mehr kam. Er schrieb: «Der Bruder ist heute nicht mehr in, er ist ein Auslaufmodell. Das ist einfach so. Es ist gut und recht, dass die Brüder wegen dieser Tatsache sich aussprechen können, bevor die Modelle ganz ausgelaufen sind. Zum Schluss muss ich aber wohl zur Kenntnis gelangen, was für uns Christen typisch ist, es muss gestorben werden, damit neues Leben entstehen kann. Ich glaube, wir Brüder kommen da auch nicht drumherum.»
Dominik holte sich spirituelle Hilfe auch bei den Foccolarini mit Chiara Lubich. Ein paarmal weilte er in Rocco di Papa, in der Nähe von Rom, im Zentrum der Foccolarini oder ging ins Foccolare-Zentrum nach Baar. Er schrieb Artikel über geistliches Leben auf seinem Computer, war interessiert an religiösen Fragen und staunte immer wieder über die schöne und grossartige Schöpfung Gottes, in der wir leben dürfen. Er studierte auch Bücher über das Universum mit den gewaltigen Galaxien und Sonnensystemen.
Die letzten zehn Jahre verlebte Dominik in Immensee und war der Gemeinschaft zu Diensten. Sein Schlafzimmer glich einer Uhrenreparaturbude. Viele Wecker, Uhren, Pendülen brachte er wieder zum Laufen, zur grossen Freude der Besitzer. So war Dominik ein Bruder für alle, einfach da, behilflich, freundlich, lächelnd mit zugekniffenen Augen und einem Schalk auf dem Gesicht. In seinem kurzen Testament steht: «Ich habe keine Erben, die auf meine paar Fränkli spekulieren.» Ja, so war er, so ist er friedlich von uns gegangen: ausgereift, lebenssatt, erfüllt. Er hat einen Zettel in seinen Ordner gelegt mit den Worten, die ihm viel bedeutet haben müssen: «Ohne eine Vertrautheit mit Gott gibt es letztlich keinen Trost im Sterben. Denn gerade das will ja Gott mit dem Tod: dass wir uns wenigstens in dieser hohen Stunde unseres Lebens ganz in seine Liebe fallen lassen, ohne jede andere Sicherheit als eben diese seine Liebe. Wie könnten wir ihm ungetrübter unsern Glauben, unser Hoffen, unser Lieben zeigen.»
Wir danken Bruder Dominik für sein gutes Beispiel und seinen lebenslangen Dienst in unserer Gemeinschaft. Er darf jetzt weiterleben im schönen Land über den Wolken. Ciao Dominik, wir vermissen dich und deinen Humor und dein an-genehmes, menschliches Wesen.
